Wanderrudern



Unser Verein zählt derzeit etwa 150 Mitglieder zwischen 9 und 97 Jahren. Es gibt bei uns aktive und weniger aktive Ruderer, außerdem die ehrgeizigen und die weniger ehrgeizigen, die ihren Sport einfach aus Spaß an der Freude betreiben. Die Einen streben nach Bestzeiten und Medaillen, die Anderen genießen Bewegung und Geselligkeit in der Natur. Der Verein schafft Voraussetzungen, dass sich Renn- und Wanderruderer in unserer Gemeinschaft wohl fühlen.

Manch einer wird sich jetzt fragen: „Wanderrudern? Ja, was denn nun: Wandern oder Rudern?
Beides: Gemächliches Rudern auf ausgedehnten Strecken in der Natur als Ausdauersport, wobei das Niveau der sportlichen Leistung ganz den Wünschen und Fähigkeiten der Mannschaft angepasst werden kann. Wirklich gewandert wird im Winter.

Während die Leistungssportler mehrmals pro Woche - manch einer täglich - trainieren, treffen sich die Freizeitsportler in der Saison von April bis Oktober ein bis zweimal wöchentlich oder auch ganz spontan an Wochenenden zu einer Ausfahrt in die Umgebung. Körperliche Bewegung in der Natur und Geselligkeit stehen an vorderer Stelle. Dabei haben sich die verschiedensten Gruppen herausgebildet, deren Struktur sich auch immer wieder ändert, weil neue Mitglieder nach Absolvieren der Ruderschule in die Gemeinschaft integriert werden. Ob früher oder später geboren, spielt keine Rolle. So gibt es die "Rentnertruppe“, die sich am Mittwoch-Vormittag trifft oder die Gruppen der Berufstätigen, die je nach Arbeitsschluss dienstags, mittwochs oder donnerstags gelegentlich auch mit einer Flasche Wein und Badesachen im Gepäck den Karwer Bootssteg ansteuern, nach getaner Arbeit die Ruhe auf dem Wasser genießen und die Probleme des Alltags hinter sich lassen. Dazu kommen regelmäßige, gemeinsame Wanderfahrten am Wochenende, die jeweils von einem NRC-Mitglied vorbereitet werden. Solche Tagestouren führen entlang der Ruppiner Seenkette in Richtung Altfriesack, Boltenmühle oder Lindow in die nähere und weitere Umgebung. Dabei werden Strecken zwischen 30 und 40 km zurückgelegt. Diese Touren stehen jeweils unter einem Motto, wie zum Beispiel die „Leberwurstfahrt“ - es gibt reichlich davon als Imbiss am Ziel - , die  „Schleusenfahrt“, wo die Schleusen in Alt Ruppin und Altfriesack angefahren werden, die „Möllenseefahrt“ durch den Rhin vorbei an Seerosenfeldern oder die 50 km lange Lindowfahrt mit ausgiebigem Picknick auf der Insel im Gudelacksee. Ziemlich neu im Terminkalender: die „Französischfahrt“ mit Käse und Wein zur Stärkung in Zermützel. Großer Beliebtheit erfreut sich die „Wildschweinfahrt“ zum Abschluss der Saison, wo ein lecker gebratenes Wildschwein auf die Ruderer am Ziel auf der Boltenmühler Badewiese wartet.

Die „Mondscheinfahrt“ im Hochsommer ist ein weiteres Highlight, das sich kaum ein NRC-Ruderer entgehen lässt. Es ist jedes Mal ein wunderschönes Bild, wenn 6 bis 8 Boote nebeneinander im warmen Abendlicht mit der NRC-Fahne am Heck über den See gleiten, um in einer der umliegenden Gaststätten einen geselligen Abend zu verbringen. Ein traumhaftes Gefühl, wenn sich auf der Rückfahrt der Wind gelegt hat, die Positionslichter eingeschaltet sind, ein warmer Hauch über den See streicht, der Mond über den Bäumen leuchtet und ein Glitzern auf dem Wasser hinterlässt. Alles ist mucksmäuschenstill, man hört nur das gleichmäßige Eintauchen der Skulls - und dann fängt ein Steuermann an, Mundharmonika zu spielen – wunderschön! ...
Aber nicht nur auf den heimischen Gewässern sind Neuruppiner Ruderer unterwegs, man trifft sie regelmäßig auf Mehrtagestouren auf den Seen und Flüssen Brandenburgs, Berlins und Mecklenburg-Vorpommerns. Dabei werden Strecken von 100 bis zu 300 km zurückgelegt. Spitzenreiter der Statistik ist wohl die Wanderfahrt im Sommer 1985 von Pirna nach Neuruppin mit 530 Ruderkilometern.
Auf solch ausgedehnten Fahrten wird meist in anderen Rudervereinen Quartier bezogen, wo dann auch die Geselligkeit nicht zu kurz kommt. So sind in den vergangenen Jahrzehnten viele Freundschaften unter den Sportlern verschiedener Vereine entstanden. Man besucht sich gegenseitig, rudert miteinander und trifft sich immer wieder beim jährlich stattfindenden bundesweiten Wanderrudertreffen.
Nach dem Zusammenschluss der beiden deutschen Staaten war die Neugierde auf die Gewässer westlich der Elbe natürlich riesengroß. Wurden in den 80er Jahren Ziele in Ungarn, Polen und der ČSSR angesteuert, so ging die erste Wanderfahrt in westliche Richtung 1990 von Neuruppin aus über Havel und Elbe ins 435 km entfernte Geesthacht in Schleswig-Holstein. Jetzt waren die Neuruppiner Ruderer nicht mehr zu stoppen. Ob Rhein, Main, Alster oder Elbe, ob Boden- oder Ammersee, ob Schweiz, Dänemark, Litauen oder Schweden , überall haben die Neuruppiner ihre Visitenkarte hinterlassen, neue Landschaften erkundet und jede Menge Herausforderungen gemeistert.

Ebenfalls unvergesslich in Erinnerung bleibt einzelnen Neuruppiner Ruderern sicherlich ihre Teilnahme an der „Vogalonga“ in Venedig, einer Regatta für alle nicht-motorisierten Boote. Jedes Jahr zu Pfingsten setzen sich etwa 1.500 Mannschaften am Markusplatz in Bewegung. Als buntes Punktemeer ziehen sie über den Canal di San Marco vorbei an den Inseln Vignole, Sant'Erasmo und Burano. Über den Canal Grande geht es zurück zum Markusplatz. Die Fahrt unter der Rialtobrücke hindurch ist für viele Teilnehmer der Höhepunkt der Strecke. Rennruderer sind genauso dabei wie Tretbootfahrer oder lässige Genießer, die ihre Flöße aus Kanurümpfen gezimmert haben.

Ob allein oder im Mannschaftsboot, bei Sonne, Regen oder Wind: in der Saison 2013 stand eine Gesamtkilometerleistung für den NRC von 42.523 Ruder-Kilometern zu Buche, mehr als einmal um den Äquator herum. 
Und sobald das Wetter es zulässt und kein Treibeis auf dem Ruppiner See schwimmt, werden vom Rudersport besessene Mitglieder des Vereins immer wieder ein Boot zu Wasser lassen, frei nach dem Motto: Rudern macht Spaß!

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